Inzest: Täterinnen bleiben meist unerkannt
Diagnostik, Therapie, Rechtsprechung und Öffentlichkeit blenden den Inzest fast vollständig aus. Häufiger als angenommen mißbrauchen Mütter ihre eigenen Kinder - meist zärtlich und geschickt bei Söhnen, oft gewalttätig bei Töchtern. Alexander Markus Homes, Wissenschaftsjournalist in Wiesbaden, hat Fakten und Studien in einem Sachbuch zusammengetragen.
Mütter sind meist "cleverer
als Väter: Sie kommen an das Ziel ihres Verlangens über das Spielen,
die Pflege, das Schmusen Der sexuelle Mißbrauch durch Mütter ist
für Dritte meist nicht zu erahnen, nicht substantiell verifizierbar..."
Der Soziologe Prof. Dr.
Gerhard Amendt (Bremen) sieht ein häufiges Motiv in der "Aufrechterhaltung
von Einfluss und Macht über den Sohn ... Es geht darum, ihn nicht aus
der heiß begehrten körperlichen und psychischen Nähe zu entlassen. Die
Mutter möchte ihn nicht abgeben an andere Frauen, die er sich früher
oder später suchen wird. Die Mutter macht sich zu seiner Geliebten."
Homes zitiert eine Frau,
die ein anderes Motiv für ihre Beziehung zu ihrem Sohn preisgibt: "Wenn
ich wirklich mit jemandem verbunden bin, der sich nicht wehren kann,
habe ich das Gefühl vollkommener Kontrolle."
Die Mißbrauchsraten in
den jüngsten Studien schwanken zwischen 18% und 31% bei Mädchen, zwischen
4% und 16% bei Jungen (bis zum Alter von 16 Jahren); der weibliche Täteranteil
wird zwischen 6% und 40% veranschlagt; Homes belegt, daß der Anteil wahrscheinlich
meist zu niedrig eingeschätzt wird.
Inzest ist für die Psyche
aller Beteiligten langfristig folgenschwer. Ein großer Teil der Opfer
wird später selbst zu Tätern.
Alexander Markus Homes:
Von der Mutter missbraucht
Frauen und die sexuelle
Lust am Kind
460 Seiten, ISBN 3-89967-282-8
Pabst Science Publishers
Eichengrund 28, D-49525
Lengerich
E-mail: pabst.publishers@t-online.de
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