Jahresbericht 2002

3. Die Psychologische Beratungsstelle - Kurzdarstellung

1. Organisation
     1.1 Trägerschaft
     1.2. Örtliche Zuständigkeit
     1.3. Finanzierung
     1.4. Mitarbeiter
2. Die Beratungsarbeit
     2.1. Die Zielgruppe
     2.2. Indikationen
     2.3. Der Beratungsverlauf
3. Weitere Aufgaben
     3.1. Öffentlichkeitsarbeit
     3.2. Organisationsentwicklung
     3.3. Integration von Familienbildung


1. Organisation

1.1 Trägerschaft

Die Ehe-, Familien- und Lebensberatungsstelle (EFLB) ist eine psychologische Beratungsstelle in Trägerschaft des Regionalen Diakonischen Werkes Offenbach-Dreieich-Rodgau. Ein Beirat mit Vertretern von evangelischen und katholischen Gemeinden, von Diakonischem Werk und Caritas sowie des Fachbereiches Beratung des Zentrums für Seelsorge und Beratung (Friedberg) begleitet unsere Arbeit. Unsere Stelle gibt es seit 1978.


1.2. Örtliche Zuständigkeit

Unser Einzugsgebiet umfasst den Westkreis Offenbach (B3-Schiene: Neu-Isen-burg, Dreieich, Langen, Egelsbach). Auch aus anderen Teilen des Kreisgebietes (Heusenstamm, Dietzenbach, Rodgau) - und in besonderen Fällen auch von ausserhalb - kommen Ratsuchende zu uns.

Unsere Beratungsräume befinden sich in Langen. Zusätzlich haben wir besondere Angebote für Ratsuchende in der Winkelsmühle in Dreieichenhain (Gruppen) sowie in Offenbach (Projekt „Beratung gegen Gewalt“).


1.3. Finanzierung

Finanziert wird die Beratungsstelle von der EKHN und vom Kreis Offenbach. Einige Kommunen und zwei evangelische Dekanate (Dreieich und Rodgau) geben uns ebenfalls kleinere Zuschüsse. Unsere Arbeit kann mit einer Spende honoriert werden.


1.4. Mitarbeiter

Das Mitarbeiterteam besteht aus vier FachberaterInnen sowie einer Verwaltungsmitarbeiterin in Teilzeit. Ein Diplom-Psychologe mit Approbation als psychologischer Psychotherapeut als Ganztagskraft, eine Pädagogin und ein Sozialarbeiter als Halbtagskräfte, sowie eine Sozialarbeiterin mit einer Drittelstelle teilen sich die beraterischen Aufgaben.

Neben den sozialen Grundberufen verfügen alle Mitarbeiter über therapeutische und psychologisch-beraterische Zusatzausbildungen bzw. Weiterbildungen {Eheberatung, Paartherapie, Familientherapie, Focusingtherapie, psychoanalytische, gesprächspsychotherapeutische und systemische Beratung, Mediation, nonverbale Methoden).

Zusammen haben wir mehrere Jahrzehnte psychotherapeutischer und beraterischer Erfahrungen mit Menschen angesammelt.


2. Die Beratungsarbeit

2.1. Die Zielgruppe

Die Beratungsstelle steht allen Ratsuchenden zur Verfügung unabhängig von Geschlecht, Familienstand, sozialer Lage, Konfession oder Religionszugehörigkeit, Nationalität oder Weltanschauung. Die Mehrzahl der Klientinnen und Klienten ist zwischen 25 und 45 Jahre alt und leidet unter Problemen mit sich und anderen.

Von der Allgemeinbildung und den Einkommensverhältnissen her gehört eine große Gruppe zur Mittelschicht mit akademischer Ausbildung und befriedigendem Einkommen. Mehr als die Hälfte unserer Ratsuchenden hat jedoch einen Lernberuf, d.h. eine abgeschlossene Lehre als höchsten Ausbildungsabschluss, ein kleines Einkommen oder lebt von Arbeitslosengeld, Sozialhilfe oder Erziehungsgeld.

Quantitativ hatten wir in den letzten Jahren 150 bis 200 Neuanmeldungen pro Jahr, wobei sich das Verhältnis Frauen : Männer von 3: 1 auf ca. 2: 1 veränderte. Hinzu kommen aus dem Vorjahr übernommene Fälle.

Im Jahresdurchschnitt beraten wir um die 350 Personen. Die meisten von ihnen gelangen zu uns auf Empfehlung von Personen, die uns und unsere Arbeit kennen (ehemalige KlientInnen, kirchliche Mitarbeiter, soziale Institutionen, Ärzte).


2.2. Indikationen

Schwerpunkt unserer konkreten Beratungsarbeit sind psychologische Probleme und Beziehungsschwierigkeiten im Kontext ihrer sozialen, materiellen und körperbezogenen Wirkeinflüsse. Bei besonderen Fragestellungen arbeiten wir mit Fachleuten anderer Einrichtungen zusammen, wie z.B. Erziehungsberatung, Sozialdiensten, Schuldnerberatung, Medizin, Rechtsvertretung und -sprechung, Seelsorge, Psychotherapie.


2.3. Der Beratungsverlauf

Meist findet innerhalb von 14 Tagen bis zu vier Wochen im Anschluss an die übliche telefonische Anmeldung ein erstes persönliches Gespräch statt. Oft wird schon beim ersten Kontakt darauf hingewiesen, dass es gerade bei Ehe- und Familienproblemen günstig ist, wenn beide bzw. alle Beteiligten zum Erstgespräch mitkommen können. Mehr als die Hälfte aller Erstkontakte sind jedoch Gespräche "unter vier Augen" - z.T. kommt der Partner oder die Partnerin in späteren Treffen hinzu.

Im ersten Kontakt ist uns wichtig, eine hilfreiche und verständnisvolle Beziehung aufzubauen, Probleme und Konflikte zu verstehen und gemeinsam Lösungsmöglichkeiten zu entwickeln, was kann hilfreich sein und was ist möglich. Dabei kann es nicht um „Patentrezepte“ für jede Lebenslage gehen.

Oft wird eine bestimmte Anzahl von Gesprächen (5-10) in einem bestimmten Setting (Einzel-, Paar-, Familien-, Gruppengespräch) vereinbart, je nach Problemlage und Bewältigungsressourcen. Zum Ende wird gemeinsam mit den Klientinnen und Klienten die Nützlichkeit der Kontakte für sie ausgewertet.

Im Schnitt können wir mit sieben bis neun Gesprächen pro Beratungs-Fall weiterhelfen. Länger dauernde Kontakte hängen mit der Schwere der Problematik zusammen.

Wir beraten:

  • Einzelpersonen mit persönlichen Problemen wie z.B. Trauer, Depression, Ängsten, psychosomatischen Störungen, Kontaktschwierigkeiten, aktuellen Lebensproblemen (Entscheidungs-konflikten, Heirats-, Kinder-, Normfragen) oder früheren biographischen Belastungen (broken home family, sexueller und aggressiver Missbrauch, belastende Familienverhältnisse) u. a.
  • Paare mit Schwierigkeiten in der Partnerschaft wie z.B. Streit, Sprachlosigkeit, sexuelle Probleme, Mentalitäts- und Lebensstil-Unterschiede, Differenzen im Erziehungsstil, Trennung, Scheidung
  • Familien mit Problemen, welche die ganze Familie angehen wie z.B. Ablösungsfragen, Trennung, Scheidung, Neubeginn, Schwierigkeiten mit auffälligen oder kranken Kindern oder Angehörigen
  • Gruppen für Alleinlebende, für Männer und für Paare zu bestimmten Themenbereichen wie z.B. die Verarbeitung von Trennung/Scheidung oder Tod einer nahestehenden Person, Probleme des Alleinlebens, die Aufnahme und Gestaltung von menschlichen Bindungen, von konstruktiven Paardialogen oder die Entwicklung männlicher Identität.


3. Weitere Aufgaben

3.1. Öffentlichkeitsarbeit

Neben der psychologischen Beratungsarbeit mit Ratsuchenden machen wir unsere Angebote in der Öffentlichkeit bekannt und transparent (Presse, Internetseiten, öffentliche Vorträge mit Diskussion, Podiumsdiskussionen). In der Fachöffentlichkeit wirken wir an Konferenzen und Tagungen mit, bringen uns in Fachdiskurse mit ein. Bei verschiedenen Arbeitstreffen zur Kooperation mit anderen Fachgebieten entwickeln wir unsere Disziplin weiter, stellen Gemeinsamkeiten und Unterschiede in den Arbeitsweisen fest.


3.2. Organisationsentwicklung

Im Juni 2002 haben wir einen Organisationsentwicklungsprozess gestartet, der Psychologische Beratung mit Allgemeiner Lebensberatung, Migrationsberatung und Schwangerenberatung inklusive Schwangerschaftskonfliktberatung zusammenführt. Für diese Beratungsbereiche gibt es eine gemeinsame Leitung. Als Instrument der Zusammenarbeit werden Konzepte des Fallmanagements als integrierter Methode für die vorhandenen Strukturen entwickelt.

Die Integration der Schuldnerberatung in das „Haus der Beratung“ ist in Vorbereitung. Damit wollen wir dem Umstand Rechnung tragen, dass unsere Klientel nicht nur dem Fachdienst entsprechend vorsortierte und isolierte Problemsituationen mitbringt, sondern ihr gesamte Lebenssituatuation mit komplexen, oftmals verschränkten Problemlagen, die einer ganzheitlichen, integrierten Form der Beratung bedürfen.


3.3. Integration von Familienbildung

Darüber hinaus ist es gelungen, die Bereiche (Familien-)Beratung und (Fa-milien-)Bildung eng miteinander zu verzahnen. Diese aus unserer Sicht notwendige Verzahnung von Beratung und Bildung zielt darauf ab, die Effektivität und Effizienz der Beratungs- und Hilfeleistungen insbesondere für belastete Familien durch Erzeugen und Nutzen von Synergien nachhaltig zu verbessern.

„Prävention“ wird als gemeinsame inhaltliche und strukturelle Aufgabe von Beratung und Bildung verstanden, definiert und umgesetzt.

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